Beschreibung
11.1.20Grosse Rarität, praktisch unauffindbar!
Gabriel:
Trinkreife | trinken |
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Bewertung | 18/20 |
1990 notierte ich erste Eindrücke zu diesem recht guten Premier Grand Cru – ein Latour wie er im Buche steht (17/20): Eine kleine Öffnung in der Nase; süsses Baumnussholz und Lederanklänge. Im Gaumen kräftiger Biss in ein Fleisch, das noch einige Jahre lagern muss, viel jugendliches Tannin, zähnebeschlagend. Dann 1992 eine erstaunlich zugängliche Magnum. Zwiespältige Eindrücke in den folgenden Jahren. Mal war er für weitere zwanzig Jahre Lagerpotential gut, dann hatte man wieder das Gefühl, dass er genussreif ist. Der 75er wird nie ein grosser Latour werden. Dafür fehlt es ihm an Fett und Konzentration. Die Säure und das Tannin sind zu vordergründig, als dass sich hier einmal eine noble, Premier Cru-würdige Balance einstellen könnte. Trotzdem – alleine getrunken, ist er ein grossartiger Esswein. 1999 im Arlberg Hospiz (17/20): Erstaunlich zugängliches Bouquet; etwas schlank, aber dennoch sehr intensiv, edle Terroirnoten, dahinter Leder und eine angenehm begleitende Süsse. Im Gaumen nicht mehr so unnahbar wie vor ein paar Jahren und relativ schöne Tannine, gute Länge, zeigt sich immer mehr von der positiven Seite. 00: Nach einer halben Stunde dekantieren, zeigt dieser Pauillac eine schöne Terroirwürze und Anflüge von Tertiäraromen, nussigen Noten, hellem Leder; eher wenig Druck. Im Gaumen schlanker Körper, gut stützende Säure, die aber nicht so metallisch ist wie bei einigen Nachbarn, schlank, dafür recht lange nachklingend. Ein sehr guter 75er, aber nicht wirklich ein ganz grosser Latour (17/20). 03: Wenig Farbtiefe! Nur mittleres Granat, aufhellender Rand. Öffnendes, zu Beginn eher strenges Bouquet; rote Johannisbeeren, weisser Pfeffer, erdige Süsse, feine Torf- und Ledernoten. Stählerner, strenger Gaumen mit kernigen Tanninen und leicht metallischer Adstringenz, dahinter eine versöhnliche, caramelige Süsse, legt dann noch etwas zu. Kein grosser, sondern eher ein leicht wirkender Latour, bei dem das Tannin-Säure-Gerüst im körnigen Gaumenfluss etwas zu muskulös hervortritt. Ein Foodwein, denn allein getrunken, macht er wenig Spass. Er hält noch mindestens dreissig Jahre. Ob er dabei besser wird? (17/20). 10: Deutlich aufhellend, dem Alter entsprechende Verfärbung. Macciswurz, Süssholznoten, Lammcurry, viel Rosinentöne, schlank aber komplex. Noch nie so gut im Gaumen, leicht mehliges Extrakt, Kapselnoten die aber nicht gross störend im Finale. Diese Flasche: 18/20. 11: Eine recht lange dekantierte Magnum aus dem Keller vom ehemaligen Latour Direktor, John Kolasa. Minzig, schlank aber mit viel klassischem Pauillac-Terroirton. Im Gaumen halbstreng, dezent kapselig, der Rest war aber sehr beeindruckend. (19/20) 13: Magnum. Sehr dunkle Farbe, nur wenig Reifetöne. Verspieltes Kräuterspiel, Tannenbart, Kieferzweige, Sauna-Aufguss, wilder Rosmarin, Sommertrüffel, dunkle Edelhölzer. Selten hatte ich so viel Lakritze in der Nase, wirkt immer noch reserviert und zagt sich. Im Gaumen die typische, klassiche Tannine-Säureverbindung im muskulösen Körper zeigend. Der Wein entwickelt sich in den letzten Jahren, langsam aber doch sehr positiv und zeigt eine barocke, tiefschürfende Tiefe, unglaublich aromatisches Finale, voll an einen alten Heitz Martha’s erinnernd. Lange dekantieren oder noch ein paar Jahre warten. Also hat man da zwei viel versprechende Genussmöglichkeiten in der Zukunft anzuwenden. (18/20). 15: Füllniveau; perfekt. Sehr dunkles, jugendliches Weinrot. Fein ausladendes Bouquet, zeigt Pflaumentöne, Tabaknoten und einen floralen, jugendlichen Cabernetschimmer. Im zweiten Ansatz; Lakritze, Cassis und Minzespuren. Im Gaumen fleischig mit einem gewissen Charme. Vor allem, wenn an dies aus der generellen 1975er-Sichtweite betrachtet, die noch deutlich vorhandenen Tannine zeigen Rundungen an und beweisen, dass Latour einer der grössten Weine des Médoc’s gemacht hat. Das war eine gigantische Flasche! 19/20. 15: Noch sehr dunkel, wenig Farbentwicklung zeigend. Verhaltenes Bouquet Eucalyptusnoten, irgendwie noch blaubeerige Spuren. Im Gaumen saftig, wirkt noch erstaunlich frisch, Rosmarinspuren und auch hier wieder eine gewisse Fruchtnote im langen Finale. Ist dieser Wein wirklich 40 Jahre alt? Kaum zu glauben! (18/20). 15: Mittleres Granat mit noch rubinem Schimmer am Rand. Wunderbar schokoladiges Bouquet, schön ausladend und eine schöne Süsse zeigend, ganz fein kräutrige Spuren. Da sind keine nasalen Fragen mehr, sondern nur noch Antworten. Im Gaumen saftig, samtig, eine schöne Restfruchtsüsse zeigend, dies in Form von Walderdbeeren und roten Pflaumen, das Finale gebündelt und lang. Das war für mich der beste und fraglos der schönste Bordeaux der Serie! Meine bisher beste Wertung: 19/20!. 17: Just nach dem Dekantieren: Erdig-würzige Nase, feine Torfnoten, Leder, Tabak. Schwarze, nasse Trüffel. Im Gaumen fleischig, gute Muskeln zeigend und auch eine leicht metallische Säurverbindung, reif aber nicht überreif und an der Luft zulegend. Aber das hatte ich ja schon früher festgestellt. Es gibt in diesem Zeitrahmen viele Klassiker – und das ist ganz sicher einer davon. (18/20). 19: Mittleres Granatrot, fein aufhellender Rand. Wunderschönes, klassisches Médoc-Bouquet mit dunklen Beerenresten, Ledernoten, Malznuancen und Tabak welche das Bouquet schön abbinden. Im Gaumen kräftig, dicht, fleischig, Rauchnoten und eine recht satte Textur zeigend. Er geht nicht ganz so in die Tiefe wie ganz grosse Latour-Jahrgänge, aber etwas Trüffel kommt da schon rüber. Er legte permanent zu, obwohl wir ihn lange dekantiert hatten. (18/20). |