Beschreibung
Gabriel:
Trinkreife | austrinken |
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Bewertung | 16/20 |
Brauchte gut fünfzehn Jahre, um seine wirkliche Grösse zu zeigen. Erste Notizen aus dem Jahr 1989: In der Nase konfitürig wie ein Lafleur, rote Beerenanzeige. Im Gaumen noch griffig mit eher leichtem Körper, etwas Fleisch und Rasse, recht lang, aber keine imposante Erscheinung (Trotanoy ist im Moment besser). Im Jahr 1992 der Sieger von mehr als achtzig 79er Bordeaux in einer Blindprobe von Josef Waser in Engelberg: Buttrige Note, Vanille, Caramel, Würze, Ingwer, Mandeln, an Rioja erinnernde Süsse. Im Gaumen feinste Gerbstoffe, samtig, Velours, elegant mit sehr viel Finessen, Rauch, Cassis, gebündeltes, druckvolles Finish. Leider eine Enttäuschung ein Jahr später aus der Doppelmagnum. 1995 eine tolle Magnum: Schwieriges Bouquet zu Beginn; fischig, Karton, Bakelit, nach 20 Minuten erst öffnend und Frucht annehmend. Gute Säure im Gaumen, viel Fleisch, Tabak, Teer, Heidelbeeren. Wirkt im Moment in der Magnum sehr verhalten, fast kantig, pelziges Extrakt, trotz grosser Erwartung, Lakritze, Teer. 1995 wieder eine Doppelmagnum, die pilzig und mittelgewichtig war. Soll ich jetzt vor dem Kauf oder vor dem Genuss von 79er Doppelmagnumflaschen warnen? Es gibt ein ähnliches Phänomen beim 79er Mouton, bei welchem die Jeroboamflaschen alle ungeniessbar sind. 96: (18/20) Zeigt noch relativ viel Frucht in der Nase, schwarzer Pfeffer. Im Gaumen sehr beerig, gut stützende Säure, die unheimlich viel Pep und Jugend verleiht. 01: Ort des Schaffens – Zeltplatz in Avenches. Flasche mitgebracht von Patrick Bopp. Einfach so aus Freude (wohl sehr grosser Freude). Die Farbe sehe ich nicht, dafür gibt die müde Laterne am Wohnwagen zu wenig her. Der Duft; pfeffrig, nach gerösteten Himbeerkernen und noch mit viel rotbeeriger Frucht. Im Gaumen ebenfalls pfeffrig, gut stützende Säure und viel Extrakt, irgendwie hat der Wein seine Harmonie noch nicht gefunden, ich wohl auch nicht, wir diskutieren über die kleinen Fehler dieses Weines und nehmen dafür umso grössere Schlucke. Die Frauen diskutieren derweil über Alltagsprobleme in der Küche und wir sitzen draussen ohne jegliche Sorgen. Zum Wohl und danke Patrick. 02: Eine Magnumflasche (18/20) mit viel Himbeerspuren, gehacktes Orangeat und Pralinen in der Nase, die aber auch verführerisch pilzige Noten zeigt. Im Gaumen Schokonuancen, runder, schmeichelnder Körper. Das Burgund hat sicherlich hier wieder einen Kompagnon in Pomerol. 04: Nicht viel Lobeshymnen kann ich über diese enttäuschende Doppel-Magnum am Gala-Abend des Semesterprobe in Spiez schreiben. Aufhellendes Granat mit orangen Tönen. Welkes, müdes Bouquet, nasse Wolldeck und helle Pilznoten, nur noch eine defensive, lasche Frucht spürbar. Im Gaumen ebenfalls welk und praktisch fruchtlos. Es hatte noch Resten in der Flasche und ich lud, wie bei allen anderen Grossflaschen das Publikum dazu ein, sich selbst nochmals nachzuschenken. Davon wurde aber praktisch kein Gebraucht gemacht, obwohl ‹‹Pétrus›› auf dem Etikett stand und sich nicht wenige Etikettentrinker im Saal befanden. 06: Ziemlich reife Farbe, aufhellender Rand, Ziegelrot. Die Nase zeigt einen gewisse Kartonnote zu Beginn, Kaffeefilter, dann helle Schokolade, angenehm süss, aber doch etwas plump. Schanker, recht feiner Gaumen, Milchpralinen, samtenes Extrakt, noch gut erhalten, aber doch in seiner Endreife. 06: Magnum Kitzbühel. Lieder nicht viel besser als die Normalflaschen. Ein halbsüsser, schokoladig-erdiger, aber doch eher matter Wein. (16/20). 11: Mitteldunkel, wenig Reifetöne, deutlich aufhellender Rand. Schwierige Nase, dezente Humusnoten, nasse Wolle. Im Gaumen alte Fassnoten, Bakelit, strenge vordergründige Tannine, entwickelt sich nur wenig an der Luft und hat irgendwie im Innern ein Böckserproblem. Das Potential wäre nicht schlecht. Vielleicht gibt es unterschiedliche Flaschen. (16/20). 12: Halbe Flasche. Oranges Weinrot. Beginnt pilzig, welkes Herbstlaub, Maggikraut. Im Gaumen eigentlich mit einer positiv auswirkenden Süsse beginnend, mittelschlank im Körper, dann immer dumpfer werden, nasse, faulige Moos, fassige Töne. Ich schüttelte das Glas, indem ich die Handfläche auf den Rand hielt. Macht man dies, muss man dann solange warten, bis alle entstandenen Bläschen zerplatzt sind, weil sich darin die stinkigen Elemente befinden. Ich hatte das Gefühl, dass dieses Prozedere den Wein ein ganz kleines Bisschen. Von untrinkbar auf ganz knapp trinkbar. Aber vielleicht machte ich dies nur, weil Pétrus auf de Etikett stand, und ein Ausschütten desselben wohl ein önologisches Verdikt gewesen wäre. Dieses Schöppli: 14/20. 14: Leider eine enttäuschende Flasche, welche mit den Erwartungen nicht so richtig überein stimmte. Es war zu viel flüchtige Säure da und der Wein schmeckte kernig und fast scharf. Keine Bewertung. |